Raum 3: Der Tag der Abstimmung

Der 11. Juli 1920 - der Tag der Entscheidung

Von der polnischen Seite wurde der Wunsch geäußert, zur Abstimmung auch Personen zuzulassen, welche im Gebiet geboren, dort aber nicht mehr wohnhaft waren. Der Vorschlag kam von Ignacy Paderewski, einem bekannten polnischen Musiker und Politiker, welcher zusammen mit Roman Dmowski an den Versailler Verhandlungen teilnahm. Allerdings brachte dies nicht das gewünschte Ergebnis, im Gegenteil: Es gelang Deutschland aufgrund seiner besseren Infrastruktur, weit mehr Abstimmungsberechtigte zu mobilisieren und in das Abstimmungsgebiet zu befördern.(8)

1. Die Menschen strömten in die Plebiszitgebiete. Auf dem Foto sieht man "Eine geschmückte ermländische Bauernhütte mit Abstimmungsgästen aus dem Reich" (Zitat aus der Beschriftung des Fotos, Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 7)
2. Die Wahlberechtigten kamen mit der Bahn an und gingen in Richtung der Wahllokale. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 7)
3. Die Stadt Allenstein war am Tag der Abstimmung feierlich geschmückt. Das Rathaus zieren die Fahnen der Alliierten-Kommission. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 7)
4. Ein Wahllokal. Rechts sieht man einen Soldaten, der ein Schild mit der Aufschrift "Deutsch" trägt und vermutlich Stimmzettel verteilt. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 7)
5. Diese englische Militär-Kapelle bereicherte den Ablauf des Abstimmungstages durch ihr Spiel. So trugen die dort zur Überwachung des Geschehens stationierten Soldaten auch etwas zur feierlichen Inszenierung bei. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 7)

Die Neuordnung der Grenzen nach der Kapitulation Deutschlands wurde im Osten von blutigen Zusammenstößen deutscher und polnischer Milizen begleitet. Zu dem probte vor allem in den großen deutschen Städten noch eine linksradikale Gruppe, die Spartakisten, den Aufstand gegen die neue Regierung und strebte eine Revolution nach russischem Vorbild an. Im Osten schwappte noch 1920 der Bürgerkrieg aus dem benachbarten Russland über die Grenze und drohte, sich auch in Polen auszubreiten. (20) Das Bild rechts zeigt Waffen, welche laut der Beschriftung des Pressefotos einer polnischen Gruppe, die sich „Bogowkas“ nannte, abgenommen wurde. Der Tag der Abstimmung fiel in einen Zeitraum, als die Rote Armee sehr schnell westwärts vorrückte und unweit der ostpreußischen Grenze gegen die polnische Armee kämpfte. Da sich die Möglichkeit eines Sieges der Bolschewisten abzeichnete, setzten sowohl die Bevölkerung als auch die Alliierten mehr Hoffnung auf Deutschland, welches sich trotz Drängen der Sowjets zu einer Teilnahme Deutschlands am Krieg gegen Polen, neutral verhielt. Dieser Umstand wirkte sich für die Polen ungünstig auf die Wahl aus, da der Verbleib bei Deutschland schlicht mehr Sicherheit bot, zumal man noch die Erinnerungen an die russische Okkupation und die Zerstörungen des Ersten Weltkriegs wachhielt. (18)

6. Es gab erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, um einen geregelten Ablauf zu ermöglichen. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 7)
7. Von polnischen Aufrührern beschlagnahmte Waffen. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 7)
8. Internierte polnische Soldaten im Kriegsgefangenenlager des Truppenübungsplatzes bei der Stadt Arys, welche seit 1905 zum Regierungsbezirk Allenstein gehörte. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 5)
9. "Internierte polnische Offiziere und ihre Weiber" Zitat von der Rückseite des Fotos. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADMA 13066 Fasc. 5)

Die oberen Bilder zeigen polnische Soldaten, welche noch 1920 im Kriegsgefangenenlager nahe der Stadt Arys (Bezirk Allenstein) interniert waren. Auf dem zweiten Bild sieht man polnische Offiziere mit Damenbesuch. Bedenkt man den Umstand, dass es sich um Kriegsgefangene handelt, wirkt die Stimmung recht ausgelassen.  Im Lager befanden sich zu diesem Zeitpunkt auch noch viele russische Soldaten. Die Männer auf dem Bild rechts, sowie die Gefangenen in Arys,  hatten für das Zarenreich gekämpft, welches 1920 nicht mehr existierte. Aufgrund der revolutionären Unruhen kehrten viele erst später in ihre Heimat zurück. (10)

10. Ein russischer Gardeoffizier (Mitte) und zwei Soldaten (Vor der Oktoberrevolution 1917 und dem Untergang des Zarenreichs), Entstehungsort unbekannt. (Archiv der Martin-Opitz-Bibliothek, ADGA A 10.066, Mappe 2, Fasc. 1)